From: Powermetal.de
Published: March 12, 2018
Man hat schon fantastische Symbiosen aus Melancholie, vertracktem Prog Metal und sphärischen Post-Rock-Sounds gehört. Nicht zuletzt Bands wie PAIN OF SALVATION und OPETH haben einer jüngeren Musikergeneration in den vergangenen Jahren Tür und Tor geöffnet und sich an die Spitze einer Bewegung gesetzt, dessen unmittelbarer Einfluss so viel neue Kreativität geweckt hat, dass man schon kaum mehr die Übersicht über all die vielversprechendes Acts haben kann, die in letzter Zeit mit überwältigenden Releases für Furore gesorgt haben. Eine Gruppe, die man in dieser Aufzählung künftig auch nicht mehr vergessen darf, sind die Ukrainer von ODRADEK ROOM, die mit ihrem aktuellen Silberling fast schon das Höchstmaß an kompositorischer Genialität erreichen. "A Man Of Silt" ist verträumter Post Metal mit vielen progressiven Twists, einer Reihe stilfremder Elemente und trippigen, maanchmal beinahe schon psychedelischen Momenten, die bis zu den experimentellsten Gedanken eines Steven Wilson reichen, dessen musikalisches Ausnahmetalent auch an diesen Osteuropäern nicht spurlos vorübergegangen ist.
Dabei ist ODRADEK ROOM zunächst mal eine dieser typischen Prophecy-Bands und könnten eigentlich blind dem hiesigen Label für bewegende Düstersounds zugeschrieben werden. Doch die Ukrainer agieren noch im tiefsten Underground, müssen sich erst noch etablieren, sind mit den acht neuen Stücken aber auf bestem Wege, die Szene in einem Gewaltaktzu überrollen, und sei es nur mit den vielfältigen Emotionen, die sich in den aktuellen Kompositionen verbergen. Vieles wirkt dabei frei improvisiert, vor allem die ausdauernden Instrumentalpassagen, in die das Album eingebettet wurde. Und dennoch verfolgt die Band einen klar ausbalancierten Masterplan, der sich an einem wiederkehrenden Kontrastprogramm aus experimentellen und eindringlich-melodischen Augenblicken entlanghangelt, dabei auf vertrackte, nicht sofort durchschaubare Arrangements baut, zuletzt aber doch die größte Kraft aus diesen bewegenden, OPETH-affinen Melancho-Momenten zieht, die "A Man Of Silt" weitestgehend beherrschen.
Dieses Album ist ein weitreichendes, meist düsteres Abenteuer, das mit jedem weiteren Durchgang noch mehr von seiner schwer zu greifenden Schönheit offenbart. Und ODRADEK ROOM ist letztlich nur ein weiteres Beispiel dafür, dass die Szene in der Ukraine explosionsartig an Bedeutung gewonnen und im europäischen Osten langsam aber sicher die Vormachtstellung erkämpft hat. Ein fantastisches Album wie dieses hat hieran maßgeblichen Anteil!
Rating: 9.5/10